InterviewBehind "Das isses!": Nicolas

Was sind das eigentlich für Menschen, die in der Ausbildungskampagne „Das isses!“ in Clips auf TikTok zu sehen sind? Nicolas ist einer von ihnen. Er wohnt in Mannheim, hat sich in zwei Studienrichtungen an der Uni versucht, beides abgebrochen und schließlich eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker – Werkzeugbau gemacht. Er arbeitet für Opus Formenbau in Schönau und ist mit seinem Weg ins Handwerk rundum zufrieden. Auch die Ausbildungskampagne der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald „Das isses!“ unterstützt er aus Überzeugung. Das Interview mit ihm:

Nenne 3 Eigenschaften, die dich auszeichnen:

Nicolas: Ich bin sehr wissbegierig, immer auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten aller Art und habe eine leider sehr akute Bullshit-Unverträglichkeit.

Wieso hast du gerade diesen Beruf im Handwerk gewählt?

Nicolas: Ich habe mich schon immer sehr für Technik interessiert und mich über diverse Umwege nach und nach dem Handwerk angenähert. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass mein Job als Feinwerkmechaniker nicht das Ende meiner beruflichen sowie lernerischen Laufbahn darstellen wird, sondern ich sehe es eher als einen etwas verspäteten Start.

Was hast du gedacht, als du gefragt wurdest, für die "Das isses!"-Kampagne vor der Kamera zu stehen?

Nicolas: Ich dachte mir, dass es eine gute Möglichkeit sein dürfte, etwas mehr Aufmerksamkeit auf Ausbildungen als realen und sinnvollen Start in das Erwachsenen- und Berufsleben zu lenken.

Was war das Schwierigste für dich während des Drehs?

Nicolas: Der Mangel an gutem Kaffee.

Was hat am meisten Spaß gemacht?

Nicolas: Definitiv die Gespräche, die wir alle während, vor und nach dem Dreh geführt haben. Es ist immer spannend, sich mit Leuten auszutauschen, die andere berufliche und allgemeine Lebenserfahrungen gemacht haben als man selbst.

Warum unterstützt du die Kampagne?

Nicolas: Die Kampagne scheint mit meiner Meinung übereinzustimmen, dass mehr Licht auf eine Ausbildung als sinnvollen nächsten Schritt nach der Schule geworfen werden sollte.

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass eine Ausbildung im Handwerk bei Schulabgängern oftmals nicht die erste Priorität hat?

Nicolas: Ich kann natürlich nur wirklich sicher aus eigener Erfahrung sprechen, aber ich denke, es ist eine Kombination aus ungünstigen Vorurteilen dem Handwerk gegenüber und der Überzeugung, dass man als Abiturient selbstverständlich studieren geht.

Wie war das damals bei dir mit der beruflichen Zukunftsplanung?

Nicolas: Naja. Ich denke, die zwei abgebrochenen Studiengänge sprechen dafür, dass die Selbstfindung keine so einfache Sache ist, wie sie in der Schule manchmal gerne dargestellt wird. In meinem Fall trifft wohl der etwas oberflächliche Spruch "Probieren geht über studieren" zu.

Was ist für dich das Schönste am Handwerk?

Nicolas: Ich bin ein großer Fan von kreativen Problemlösungen. Ich denke, im Handwerk kommt es recht häufig vor, dass man in eine Situation kommt, die man nicht mit dem Nachschlagen in einem Buch lösen kann. Wobei ich unabhängig davon auch sehr gerne lese.

Würdest du dich immer wieder für einen Beruf im Handwerk entscheiden?

Nicolas: Immer wieder ist vielleicht übertrieben. Aber wenn ich nochmal in der Situation wäre, nach dem Schulabschluss vor der Frage zu stehen: "Was will ich als nächstes machen?" - dann denke ich schon, dass ich wieder zum Handwerk tendieren würde.

Warum sollte über die Möglichkeiten einer Ausbildung im Handwerk mehr geredet werden?

Nicolas: Mal abgesehen davon, dass es, ja nach persönlichen Vorlieben, sehr viel Spaß machen kann? Ich finde, es ist eine sehr gute Möglichkeit, einen Einblick in die "echte" Welt zu erhalten. Man bekommt die Chance herauszufinden, worauf man im Job Wert legt. Man kann von den Erfahrungen der anderen Azubis, den Lehrern und Meistern profitieren. Und vor allem: Es ist einfach eine völlig andere Art zu lernen als ein Studium. In einer Ausbildung steht die Praxis im Vordergrund. Es gibt fast immer einen direkten Bezug zum Gelernten. Ich glaube, gerade dieser Praxisbezug ist etwas, was in sehr vielen Studiengängen zu kurz kommt und den Leuten die Freude am Lernen nimmt. Also warum nicht eine Ausbildung machen und sich erstmal richtig selbst kennenlernen? Es ist ja nicht so als wären die Tore der Universitäten für Gesellen, Meister, Techniker etc. geschlossen. Wenn man nach der Ausbildung ein brennendes Interesse am Studieren hat, steht dem ja absolut nichts im Weg.

Was wünschst du dir für die "Das isses!"-Kampagne?

Nicolas: Ich würde ganz einfach gerne Ausbildungen wieder als reale Optionen nach der Schule etablieren.

Dein Tipp an junge Leute während der Berufsorientierung:

Nicolas: Überlegt euch, an welchen Aktivitäten oder Wissensgebieten ihr Interesse habt und sucht dann nach Berufen, die diese abbilden. Danach würde ich empfehlen, ein paar kurze Praktika in verschiedenen Bereichen zu machen, die euch zusagen. Wenn ihr so schon etwas findet, worauf ihr richtig Lust habt - optimal! Ansonsten ist für mich eins besonders wichtig: Es ist gut zu scheitern und Dinge zu machen, die einem nicht gefallen, weil man so ein besseres Verständnis dafür bekommt, worauf man eigentlich genau Wert legt. Es besteht immer die Möglichkeit, etwas Neues anzufangen.

Dein Tipp an Ausbildungsbetriebe:

Nicolas: Von nichts kommt nichts. Wenn niemand weiß, dass wir existieren, wie sollen dann junge Leute auf die Idee kommen, sich bei uns zu bewerben? Es war noch nie zuvor leichter Werbung zu machen, also müssen wir die Chancen auch nutzen.

Dein Tipp an Lehrer und Schulen:

Nicolas: Viele Betriebe haben durchaus Interesse daran, jungen Menschen einen Einblick in ihre Arbeit zu bieten. Allerdings ist das Verständnis, wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, bei vielen noch nicht angekommen. Wenn ihr möchtet, dass jemand aus dem Handwerk in der Schule vorbeikommt oder ihr Interesse an einer Betriebsführung habt, dann wendet euch am besten direkt an die Betriebe.

Dein Tipp an Eltern:

Nicolas: Hmm. Schwierig. In dem Bereich habe ich keinerlei Erfahrung. Ermutigt eure Kinder am besten einfach dazu, viele verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich glaube, bei den wenigsten ist der reelle Zeitdruck so hoch, dass unmittelbar nach der Schule eine Entscheidung über die berufliche Zukunft getroffen werden muss.

Azubi Nicolas spricht in einem TikTok-Clip über seine Ausbildung im Handwerk
Handwerkskammer
Nicolas ist einer der Azubis, die in der "Das isses!"-Kampagne auf TikTok über ihren Weg ins Handwerk sprechen.