InterviewBehind "Das isses!": Antonella

Der Claim "Das isses!" begleitet die neue Ausbildungsinitiative der Handwerkskammer als Kampagne für das Handwerk in der Region. Dabei präsentieren sich in Clips auf TikTok junge Menschen, die davon erzählen, was Handwerk für sie bedeutet und was sie an der Ausbildung in ihrem Gewerk schätzen. Eine davon ist Antonella. Sie kommt aus Heidelberg, ist 23 Jahre alt und macht eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin im Bereich Sanitär - Heizung - Klima. Das Besondere: Antonella hat nicht nur Abitur - sie hat auch noch ein abgeschlossenes Studium in den Fächern Spanisch und Wirtschaft für Lehramt an Gymnasien. Trotzdem zog es sie nach dem Bachelor ins Handwerk. Wie es dazu kam und warum sie von ihrem Weg überzeugt ist, erklärt sie im Interview:

Nenne drei Eigenschaften, die dich auszeichnen:

Antonella: Zuverlässig, ehrgeizig, organisiert.

Wieso hast du gerade diesen Beruf gewählt?

Antonella: Um einen Beruf ausüben zu können, der wichtig ist und gebraucht wird, vor allem auch in der Zukunft. Und um nicht mehr den ganzen Tag vor dem Laptop am Schreibtisch sitzen zu müssen, sondern jeden Tag etwas anderes erleben zu können.

Was hast du gedacht, als du gefragt wurdest, für die "Das isses!"-Kampagne vor der Kamera zu stehen?

Antonella: Ich war direkt neugierig und dachte, dass ich das super gerne mal ausprobieren möchte. 

Was hat am meisten Spaß gemacht?

Antonella: Das eigentliche Drehen der Videos und natürlich dann am Ende das Endergebnis zu sehen und wie aus ein paar Sequenzen ein tolles Video entsteht.

Warum unterstützt du die Kampagne?

Antonella: Ich möchte gerne zeigen, dass viele Vorurteile gegenüber dem Handwerk nicht stimmen und dazu beitragen, dass sich mehr junge Menschen dazu entscheiden ins Handwerk zu gehen und den Ruf der Branche verbessern.

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass eine Ausbildung im Handwerk bei Schulabgängern oftmals nicht die erste Priorität hat?

Antonella: Ich glaube, dass viele Schülerinnen und Schüler das Handwerk überhaupt nicht als Alternative wahrnehmen, weil noch zu viele Vorurteile vorherrschen und in der Gesellschaft ein Studium höher angesehen ist. Deshalb ist es umso wichtiger aufzuzeigen, dass das Handwerk so viel mehr zu bieten hat - zum Beispiel sichere Jobchancen oder tolle Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten. Ich glaube auch, dass Handwerk vor allem in Zukunft noch mehr angesehen sein wird, da unsere Berufe und das damit verbundene Fachwissen vor allem durch den Bauboom immer wichtiger werden.

Wie war das damals bei dir als du dir während der Berufsorientierung Gedanken für deine berufliche Zukunftsplanung gemacht hast?

Antonella: Ich finde es super schwierig, sich nach dem Schulabschluss direkt für eine Richtung entscheiden zu müssen. Heutzutage gibt es unendlich viele Berufe und Richtungen, die man einschlagen kann, sodass man vom Angebot überwältigt ist. Mir ging es ähnlich und ich habe dann im Studium gemerkt, dass mir das theoretische Lernen überhaupt keinen Spaß bereitet. Deshalb habe ich mich dann nach etwas anderem umgeschaut.

Und bist im Handwerk gelandet! Was ist denn für dich das Schönste am Handwerk?

Antonella: Dass man am Ende eines Tages sieht, was man alles geleistet hat und mit einem tollen, produktiven Gefühl nach Hause gehen kann. Und dass man stolz auf das ist, was man selbst mit den eigenen Händen geschafft und gebaut hat.

Würdest du dich immer wieder für einen Beruf im Handwerk entscheiden?

Antonella: Definitv, es gibt so viele tolle Möglichkeiten, danach auch noch in andere Richtungen zu gehen und/oder sich weiterzubilden. Dadurch ist eine Ausbildung im Handwerk einfach eine tolle Grundlage, die ich jederzeit wieder wählen würde.

Warum sollte über die Möglichkeiten einer Ausbildung im Handwerk mehr geredet werden?

Antonella: Meiner Meinung nach wissen viele Jugendliche nicht, welch tolle Möglichkeiten das Handwerk bietet und entscheiden sich damit gegen eine Ausbildung. Doch nach einer Ausbildung muss nicht Schluss sein, im Gegenteil, man kann einen Meister- oder Technikertitel draufsetzen und somit ganze Projekte und Baustellen leiten und planen. Oft existiert das Bild, dass man nach der Ausbildung 50 Jahre auf der Baustelle arbeiten muss, aber das ist eher selten der Fall. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass mehr über das Handwerk und seine Chancen aufgeklärt wird und sich somit Jugendliche öfters für eine Ausbildung entscheiden.

Was wünschst du dir für die "Das isses!"-Kampagne?

Antonella: Ich würde gerne mehr Aufmerksamkeit über eine Ausbildung und die damit verbundenen Möglichkeiten im Handwerk erreichen und dass die Vorurteile mehr abgebaut werden, der Ruf des Handwerks verbessert wird und sich auch mehr Frauen und Mädchen für das Handwerk entscheiden und sich einen Beruf in dieser Branche zutrauen.

Tust du auch privat etwas, um Handwerk mehr ins Gespräch zu bringen?

Antonella: Da ich selbst die Ausbildung mache, ist dies natürlich ein großes Gesprächsthema in meinem Familien-und Freundeskreis und ich kläre somit oft auch Vorurteile in der Branche auf. Zusätzlich zeige ich meinen Arbeitsalltag und was das Handwerk alles mit sich bringt auf meinem Instagram-Kanal unter die_insta_llateurin und versuche durch Teilnahmen wie an dieser Kampagne die Aufmerksamkeit des Handwerks zu steigern.

Dein Tipp an junge Leute während der Berufsorientierung:

Antonella: Macht unbedingt Praktika nach eurem Schulabschluss, probiert viele verschiedene Richtungen aus und traut euch auch Wege einzuschlagen, die zunächst vielleicht gegen den Strom verlaufen oder unüblich sind. Hört auf euch selbst und worauf ihr Lust habt und nutzt die Möglichkeit in verschiedene Berufe reinzuschnuppern.

Dein Tipp an Ausbildungsbetriebe:

Antonella: Eine tolle Möglichkeit heutzutage ist es, die neuen Medien wie Instagram, Facebook, Tiktok und Co. zu nutzen, um den Betrieb und die Arbeit vorzustellen und somit auch mehr Jugendliche zu erreichen und zu begeistern, indem man mit der Zeit geht und mehr auf die jungen Leute zugeht.

Dein Tipp an Lehrer und Schulen:

Antonella: Zeigt den Schülerinnen und Schülern auf, welche Möglichkeiten und Alternativen sie nach dem Abschluss haben und dass auch eine Ausbildung viele Chancen mit sich bringt. Ein Studium muss nicht zwangsläufig immer das Richtige sein. Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, auf sich selbst zu hören und nicht einfach das zu machen, was die Gesellschaft von ihnen verlangt oder erwartet, denn es gibt so viel mehr Möglichkeiten als einem meistens aufgezeigt wird.

Dein Tipp an Eltern:

Antonella: Ich glaube das Wichtigste ist am Ende des Tages, dass die Kinder mit ihrer eigenen Berufswahl glücklich sind.  Das kann nur funktionieren, wenn sie sich selber ausprobieren, verschiedene Richtungen einschlagen und selbst entscheiden, was sie später machen möchten. Dabei ist es so wichtig, dass die Jugendlichen Unterstützung von ihren Eltern erhalten und keine Angst haben müssen, in eine bestimmte Branche zu gehen oder einen Beruf auszuüben, der vielleicht unüblich oder nicht so anerkannt ist. Letzten Endes muss jeder für sich selbst entscheiden, was und wie er arbeiten möchte.

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Handwerkskammer