Handwerkskonjunktur bricht im 2. Quartal ein
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Pressemitteilung vom 30.07.2020Handwerkskonjunktur bricht im 2. Quartal ein

Vom Normalbetrieb noch weit entfernt

Das Handwerk in der Region Rhein-Neckar-Odenwald leidet an den Folgen der Corona-Pandemie. Wie eine Umfrage der Handwerkskammer Mannheim ergab, bewertet eine Mehrheit der Betriebe die Lage im zweiten Quartal negativ.

Nur noch jeder Dritte (35,5 Prozent) der knapp 13.000 Handwerksbetriebe spricht für den Zeitraum des zweiten Quartals von einer guten Geschäftslage. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es mehr als doppelt so viele. Einen schlechteren Geschäftsverlauf meldeten 41,2 Prozent.

Auch die Auftragskurve zeigt, wie zu erwarten war, steil nach unten. Lediglich jeder sechste Handwerksbetrieb konnte Auftragssteigerungen verzeichnen. Jeder zweite Betrieb (50,8 Prozent) hatte unter Rückgängen in den Auftragsbüchern zu leiden. Dementsprechend sank auch die Betriebsauslastung. Hatten im Vorjahresquartal noch mehr als 67 Prozent der Betriebe eine Vollauslastung, so sank diese auf nunmehr die Hälfte (32,9 Prozent). Freiräume haben besonders viele Betriebe (46,1 Prozent), deutlich mehr als im vergangenen Jahr zum gleichen Zeitpunkt (11,4 Prozent).

Baukonjunktur bleibt auch in Corona-Zeiten Konjunkturlokomotive

Lediglich zwei Branchen konnten im zurückliegenden Quartal einen positiven Index melden. So legte etwa das Bauhauptgewerbe um 5,3 Zähler auf plus 78,6 Punkte zu und erzielte damit den mit Abstand besten Wert. Selbst vor einem Jahr lag dieser Wert mit 73,3 Punkte noch darunter. An zweiter Stelle steht das Ausbau-Handwerk, das seinen Index auf 31,6 Punkte gegenüber 90,5 Punkte im Vorjahresquartal nach unten korrigieren musste. Das Nahrungsmittelhandwerk verlor ebenso wie die Handwerksgruppen Kfz-Gewerbe, Gesundheit und der Dienstleistungsbranche, die – direkt oder indirekt – von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren, weil sie schließen mussten, ihr Sortiment nicht mehr vollständig anbieten konnten oder aber der Kontakt mit Kunden nicht mehr so möglich gewesen ist.

Geschäfte laufen wieder an

"Durch die Corona-Pandemie wurden Lieferketten unterbrochen und Arbeitsabläufe mussten neu organisiert werden. Das hat zu Einbußen geführt", erläutert Detlev Michalke, Pressesprecher der Handwerkskammer die aktuellen Zahlen. Nach der teilweisen Lockerung von Schutzmaßnahmen sei das Geschäft wieder angelaufen. Von "Normalbetrieb" sei man aber noch weit entfernt, so der Kammersprecher.

Dankbar zeigte sich Michalke für die Vielzahl an Hilfen, die von der Politik auf den Weg gebracht wurden. "Das Konjunkturpaket des Bundes hat unseren Betrieben in dieser schwierigen Zeit sehr geholfen, genauso wie die Soforthilfe, das Krisenberatungsprogramm und die Aufstockung der Überbrückungsmaßnahmen durch das Land", so Michalke weiter.

Auch wegen der angelaufenen Hilfsmaßnahmen von Bund und Land erwarten 30 Prozent der Handwerksbetriebe wieder eine Verbesserung und 61,5 Prozent glauben, dass das aktuelle Niveau gehalten werden kann. Insbesondere die besonders von der Pandemie betroffenen Zweige blicken optimistischer in die Zukunft, vor allem die Gesundheitshandwerke liegen dabei ganz weit vorn. Aber auch die Dienstleistungs- oder die Nahrungsmittelhandwerke sehen die Zukunft mit mehr Zuversicht. Dagegen sind die Betriebe des Bauhauptgewerbes deutlich weniger optimistisch.

"Die Handwerksbetriebe werden sich in den nächsten Monaten zusehends erholen, brauchen jedoch auch weiterhin gerade bei der Liquiditätssicherung Hilfe", ist sich Michalke sicher. Überbrückungszahlungen und Förderprogramme von Bund und Land müssten deshalb fortgesetzt werden. "Dabei sehe ich die öffentliche Hand als Vorbild. Bund, Land, Landkreise und Kommunen müssen jetzt durch Aufträge für das Handwerk substanzielle Impulse setzen", so Michalke abschließend.



Anmerkung:

Den angesprochenen ausführlichen Bericht zur Konjunktur in der Region Rhein-Neckar-Odenwald inklusive Grafiken finden Sie auf der Homepage der Kammer www.hwk-mannheim.de

Das Handwerk ist mit seinen kleinen und mittleren Betrieben das Herz des Mittelstandes und der deutschen Wirtschaft. Im Bezirk der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald mit den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg und den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald sind mehr als 12.900 Betriebe mit 87.500 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 6,6 Milliarden Euro im Handwerk tätig.