Mann tippt auf einem Laptop, der mitten auf einem Werktisch steht, umgeben von allerlei Werkzeugen
© Rawpixel.com_AdobeStock | Das Handwerk fühlt sich durch immer mehr Bürokratie belastet.

Pressemitteilung vom 21.04.2023Mehrheit im regionalen Handwerk klagt laut Umfrage über Belastungen durch Bürokratie

Handwerk wird mit Händen gemacht. Es ist das, was Handwerkerinnen und Handwerker an ihren Berufen so sehr lieben. Dass sie gestalten, kreativ und praktisch tätig sind, nach jedem Handgriff sehen, was sie gerade erarbeiten. Doch Handwerk ist längst nicht mehr nur Handwerk. Zunehmend werden Stimmen laut, dass sich Handwerk in der Bürokratie verliert und es immer weniger darum geht, den eigentlichen Beruf auszuüben, sondern vielmehr ihn zu verwalten. Auch viele Betriebschefs in der Rhein-Neckar-Odenwald-Region empfinden das so. Rund 87 Prozent sprechen einer aktuellen Sonderbefragung zum Thema Bürokratiebelastung zufolge von einem in den vergangenen fünf Jahren "gestiegenen" bürokratischen Aufwand, teilt die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald mit.

Die deutliche Zahl der im Kammergebiet befragten Unternehmen spricht für sich. Für rund elf Prozent ist der Aufwand in etwa gleichgeblieben; nur verschwindend kleine zwei Prozent sagen, er sei gesunken. Insbesondere ständige Anpassungen an neue Regelungen, Gesetze und Vorschriften führen den Befragten zufolge zu einem steigenden Bürokratieaufwand. Das sagen knapp 71 Prozent der regionalen Betriebe aus. Die steigende Zahl neuer Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten belasten rund 37 Prozent der Befragten und etwa 34 Prozent beklagen einen steigenden Umfang und Zeitaufwand bei bestehenden Dokumentations- und Meldepflichten. Zu weiteren Mehrbelastungen führen unter anderem die Dauer von Verwaltungsverfahren (30 Prozent), unverständliche Kommunikation durch Behörden (25 Prozent), unverständliche Inhalte von Regelungen (24 Prozent) und komplexe Antragsverfahren (24 Prozent).

"Es ist zu beobachten, dass dies für Betriebe zusehends zu Frustrationen führt", lässt sich aus der Sonderbefragung schließen. So sagen 80 Prozent der Befragten aus, dass Selbständigkeit durch die aktuelle Bürokratiebelastung "zunehmend unattraktiv" sei. Als weitere Folge nennen 64 Prozent, dass sie weniger Zeit für die Bearbeitung von Aufträgen haben und dadurch längere Wartezeiten für Kunden entstünden. 44 Prozent weisen zudem darauf hin, dass die Bürokratiebelastung auch Auswirkungen auf Preise habe und zu teureren Leistungen oder Produkten führe. Knapp 27 Prozent verzichten sogar darauf, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um den zeitlichen Aufwand für die bürokratischen Erfordernisse zu begrenzen.

Die Mehrheit der befragten regionalen Handwerksbetriebe kommuniziert mit Behörden und Verwaltungen überwiegend online. 70 Prozent gaben dies an. Allerdings sagen auch 42 Prozent, dass sie die angebotenen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten nicht entlasten. Lediglich 29 Prozent bestätigen eine uneingeschränkte Entlastung. Der am häufigsten genannte Grund, weshalb auf einen digitalen Austausch verzichtet wird, liegt bei 56 Prozent auf zu komplizierten oder zeitaufwendigen Kommunikationsverfahren. 38 Prozent monieren auch wechselnde technische Voraussetzungen zwischen den Verwaltungen und genauso viele ein fehlendes digitales Angebot bei den Behörden. Darüber hinaus bevorzugen viele das Telefon als ersten Schritt für eine persönliche Kommunikation (22 Prozent), weil sie grundsätzlich das persönliche Gespräch bevorzugen (22 Prozent) oder aber der schnelleren Abwicklung wegen (21 Prozent).

Das größte Potenzial für eine effektive Entlastung bei Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten sehen Betriebsinhaber im Bereich von steuerrechtlichen Anforderungen, was knapp 50 Prozent angaben, und bei arbeitsrechtlichen Anforderungen (44 Prozent). Darüber hinaus fallen für 30 Prozent der befragten regionalen Handwerksbetriebe die Anforderungen des Datenschutzes ins Gewicht, für 29 Prozent die des Arbeitsschutzes und für 21 Prozent die der Sozialversicherungsträger. 18 Prozent nennen zudem statistische Auskunftspflichten und 13 Prozent die Anforderungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe.

Marina Litterscheidt

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