Zahlen, Daten, Fakten: Dargestellt mit Diagrammen auf blauem Hintergrund.
© Handwerkskammer

Pressemitteilung vom 03.03.2022 Pressekonferenz - aktuelle Zahlen des Handwerks

Werte erschaffen – Werte bewahren – Zukunft gestalten

Handwerkskammer gibt Einblick in aktuelle Entwicklungen und Zahlen – Nachhaltiges Wirken und Ausbildungsoffensive mit "Berufsorientierung digital"

Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, brachte es auf den Punkt: "Das Handwerk steht vor großen, vor schweren Aufgaben. Doch das Stimmungsplus im vierten Quartal dokumentiert auch Zuversicht", sagte er am Donnerstag bei der virtuellen Pressekonferenz vor Journalisten der Region. Mit einem Rückblick auf die Entwicklung des Handwerks im vergangenen Jahr und einem Ausblick auf die Zukunft verdeutlichte der Präsident gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Jens Brandt die Herausforderungen von gestern, heute und morgen. Themen waren neben den aktuellen Zahlen im regionalen Handwerk und dem Konjunkturbericht zum vierten Quartal 2021 die neue Ausbildungskampagne "Berufsorientierung digital" sowie der Beitrag des Handwerks rund um Nachhaltigkeit.

Die aktuellen Zahlen des Handwerks

Laut Präsident Hofmann hat sich die Zahl an Handwerksbetrieben in der Rhein-Neckar-Odenwald-Region leicht erhöht. Sie stieg gegenüber dem Stand zu Beginn des Jahres 2021 um 254 Betriebe und damit 1,9 Prozent auf aktuell 13.545 Unternehmen an. Für den Anstieg sind im Wesentlichen die zulassungsfreien Handwerke verantwortlich, die um 227 Betriebe und damit rund 7,85 Prozent zulegten, wobei Gebäudereiniger und Fotografen den größten Teil ausmachen. Auch das handwerksähnliche Gewerbe legte um 74 Betriebe und ein Plus von 6,35 Prozent zu. Dahingegen ging die Zahl im Bereich der meisterpflichtigen Berufe um 47 Betriebe zurück, was einem Minus von 0,5 Prozent entspricht. Besonders schwer traf es Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (-62) sowie Raumausstatter (-22).

Insgesamt stieg die Anzahl der Betriebe in der Gebietskörperschaft Mannheim mit einem Plus von 140 Unternehmen auf aktuell 3.569 am stärksten an. Im Rhein-Neckar-Kreis kamen 51 neue Betriebe hinzu (Anzahl der Handwerksbetriebe insgesamt: 6.913), in Heidelberg 35 (insgesamt 1.205) und im Neckar-Odenwald-Kreis 28 (insgesamt 1.858).

Beschäftigt sind im Handwerk der Region aktuell rund 86.600 Menschen, die 2021 einen Umsatz von 6,73 Milliarden Euro erwirtschafteten – ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Die Erwartung für 2022 liegt bei einem Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent, dies unabhängig von coronabedingten Engpässen bei Material und dem allgemeinen Preisauftrieb", so Präsident Hofmann. Leicht angestiegen sei im vergangenen Jahr zudem die Zahl der Lehrlinge: 1.665 junge Menschen haben 2021 eine Ausbildung im Handwerk begonnen, 42 mehr als 2020, aber auch 93 weniger als noch vor Corona 2019.

Die Handwerkskonjunktur im vierten Quartal

Eine positive Tendenz lässt sich dem Konjunkturbericht zum regionalen Handwerk im vierten Quartal 2021 ablesen: 69 Prozent der Befragten sind mit ihrer Geschäftslage "sehr zufrieden". Auch die Auftragslage habe sich in den letzten drei Monaten 2021 deutlich erholt und zu volleren Auftragsbüchern bei 30,5 Prozent der Befragten geführt. 40,4 Prozent erzielten demzufolge auch höhere Umsätze und 44 Prozent berichteten von einer hohen Betriebsauslastung zwischen 81 und 100 Prozent. 22,5 Prozent, also fast ein Viertel, arbeiteten sogar über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus.

Trotz der positiven Bilanz schränkte Präsident Hofmann ein: "Der Stimmungsaufschwung ist vor allem eine Momentaufnahme. Viele Betriebe blicken weiterhin besorgt in die Zukunft", so seine Aussage. Das zeige sich darin, dass jeder Vierte, nämlich 26,5 Prozent, eine Verschlechterung seiner aktuellen Geschäftsentwicklung befürchtet. Die Gründe liegen seiner Aussage zufolge in den unkalkulierbaren Auswirkungen von Corona und wirtschaftlichen Unsicherheiten durch aktuelle Krisenherde, Materialmangel und Preisanstiegen, krankheitsbedingten Ausfällen und finanziellen Belastungen nach Lockdowns und Einschränkungen.

Neue Kampagne "Berufsorientierung digital"

"Corona und die Gegenwart hat uns allen gezeigt, wie selbstverständlich wir vieles als gegeben angenommen haben: Wohlstand, Freiheit, Frieden, Gesundheit und Bildung. Das ist es alles nicht, wenn wir gesellschaftlich nicht auch verstehen, dass Handwerkerinnen und Handwerker genauso gebraucht werden wie akademische oder andere Berufe", sagte Jens Brandt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. "Der gesunde Mix ist die Hauptschlagader unserer Gesellschaft." Mit der Digital-Offensive "Berufsorientierung digital" möchte die Kammer junge Menschen für das Handwerk begeistern und sie über angesagte Social Media-Kanäle wie TikTok direkt ansprechen. Ziel sei es, die Anzahl von Lehrverhältnissen wieder auf einen höheren Stand zu bringen und zu stabilisieren. Erste Eindrücke der Kampagne sollen Ende März / Anfang April zu sehen sein.

Inhaltlich nimmt die Kampagne laut Jens Brandt verschiedene Themen und Ansätze ins Auge. "Neben der Umsetzung einer umfassenden digitalen Lösung im Rahmen der Berufsorientierung und Beratung geht es vor allem darum, die Bildungskette des Handwerks vom Kindergarten bis zu den gestandenen Handwerkerinnen und Handwerkern als Goldene Meister zukünftig noch besser abbilden zu können", sagte der Hauptgeschäftsführer. Es sei wichtig, sowohl die jungen Menschen als auch Eltern, Betriebe und Schulen dort abzuholen, wo sie stehen. Das sei bei jungen Menschen über die digitalen Netzwerke gegeben, aber auch in der realen Welt auf den Schulhöfen oder bei Berufsmessen in der Region.

Die zielgruppengerechte Ansprache übernehmen in der Kampagne "Berufsorientierung digital" so genannte "Ausbildungsbotschafter", nämlich Lehrlinge, die mit ihren eigenen Worten den Gleichaltrigen auf Augenhöhe aus ihrem Alltag berichten. Darüber hinaus wolle man aufzeigen, dass das Handwerk große Möglichkeiten biete: Fast alle Handwerke konnten in der Pandemie weiterarbeiten, die individuellen Leistungen des Handwerks seien heute wie morgen gefragt. Damit habe das Handwerk Zukunft und eröffne interessante Perspektiven auch im Bereich der Selbständigkeit. "Ich schätze, zwischen zehn und 15 Prozent unserer Betriebe bieten in den nächsten Jahren die Chance auf Übernahme", informierte Jens Brandt.

Handwerk und Nachhaltigkeit

Seine Zukunftschancen nehme das Handwerk auch durch sein nachhaltiges Wirken wahr, ergänzte Kammerpräsident Hofmann in seinem Beitrag. "Nachhaltigkeit im Handwerk hat viele Dimensionen", so der Präsident der Handwerkskammer. "Es ist bereits jetzt gelebte Realität im Handwerk, dass in den Bereichen Fachkräfteausbildung, Beschäftigung und Existenzgründung, der sozialen Sicherung, beim Ressourcenschutz und der Ausrichtung von Produktionsbereichen sowie beim Erhalt von Kulturgütern und Versorgungsstrukturen ein nachhaltiges Denken und Handeln herrscht." Schlagworte für das Engagement für Nachhaltigkeit im Handwerk seien "Innovation", "Ressourcenschonung", "Bildung und Nachwuchs" sowie "Regionalität".

So beteilige sich das Handwerk im Bereich Innovationen technologieoffen an Fertigungsprozessen im Hinblick auf unterschiedliche Ansätze für nachhaltige Antriebstechniken wie beispielsweise batterieelektrische Mobilität, für deren Umsetzung die Kompetenzen des Kfz- und Elektrohandwerks entscheidend seien. Zudem sei Wasserstoff für das Handwerk ein zentraler Ansatz für den Übergang in eine CO2-freie und nachhaltige Industriegesellschaft.

Zur Ressourcenschonung trage man mit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bei. "Das Handwerk unterstützt nachdrücklich das Ziel, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und durch mehr Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln und den zur Herstellung benötigten Ressourcen ein gesellschaftliches Umdenken zu bewirken", so Klaus Hofmann. Auch dem reparierenden Handwerk komme eine Schlüsselfunktion zu. Darüber hinaus sei man mit dem Blick auf Regionalität ein zentraler Akteur in regionalen Wertschöpfungsketten. "Gegenüber industriellen Erzeugnissen, die oftmals auf globalen Lieferketten aufbauen, schaffen die regional erzeugten Produkte und die erbrachten Dienstleistungen des Handwerks ein Alleinstellungsmerkmal und unnötiger Ressourcenverbrauch wird vermieden", sagte der Präsident. Das gelte in der Lebensmittelproduktion bei Bäckern, Konditoren, Fleischern und Brauern genauso wie im Bau durch die Nutzung örtlicher Baumaterialien oder die Verarbeitung und Vermarktung erneuerbarer Rohstoffe.

Und schließlich seien auch Bildung und Nachwuchs ein Baustein für nachhaltiges Handwerk. "Nachhaltiges, generationenübergreifendes Denken und Handeln gibt es auch in den Bereichen Fachkräfteausbildung, Beschäftigung und Existenzgründung", unterstrich Klaus Hofmann. "So sehe ich den nachhaltigen Dreiklang im Handwerk verwirklicht: Werte erschaffen. Werte bewahren. Zukunft gestalten."

Handwerk unterstützt Impfaktion der Stadt

Zum Abschluss der Pressekonferenz informierte Hauptgeschäftsführer Jens Brandt über das Impfangebot der Stadt Mannheim im mobilen Impfbus, der an jedem Dienstag vor der Bildungsakademie in Mannheim-Wohlgelegen Station macht. Der Impfbus sei nicht nur für Beschäftigte und Auszubildende im Handwerk, sondern auch für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich. Brandt informierte darüber, dass es in der Bildungsakademie unter den Lehrlingen eine hohe Impfbereitschaft gebe, die darauf rückschließen ließe, dass viele Menschen im Handwerk immunisiert seien. So seien beispielsweise am vergangenen Montag von 178 Lehrlingen in der Bildungsakademie 167 geimpft gewesen – ein Schnitt, der sich über Wochen hinweg bestätigte. "Die Impfquote unter den Auszubildenden in der Bildungsakademie lag in den vergangenen drei Wochen bei über 94 Prozent", sagte der Hauptgeschäftsführer.



Marina Litterscheidt

B1, 1-2

68159 Mannheim

Tel. 0621-18002-104

Fax 0621-18002-152

marina.litterscheidt--at--hwk-mannheim.de